NEWS
news/Museum Liaunig  Ausstellung Terra Incognita1260/1.jpgnews/Museum Liaunig  Ausstellung Terra Incognita1260/2.jpgnews/Museum Liaunig  Ausstellung Terra Incognita1260/3.jpg

Museum Liaunig : Ausstellung Terra Incognita

25.04.2025

TERRA INCOGNITA – Kunst-Expedition in ein unbekanntes Nachbarland - Tschechoslowakische Kunst zwischen 1948 und 1989 im Dialog mit der Sammlung Liaunig

In der von Miroslav Haľák kuratierten Hauptausstellung TERRA INCOGNITA – Kunst-Expedition in ein unbekanntes Nachbarland wird Tschechoslowakische Kunst im Dialog mit Arbeiten aus der Sammlung Liaunig gezeigt. Der Kurator beschränkt sich auf die Jahre 1948 bis 1989, die die Phase der Teilung Europas darstellen, in der sich Österreich und die Tschechoslowakei in zwei unterschiedlichen Einfluss-Sphären befanden und der gegenseitige Austausch in der zuvor so organisch gewachsenen soziokulturellen Nachbarschaft radikal unterbrochen wurde.

Da sich die Parameter der Kunstentwicklung in den beiden Ländern nach ganz unterschiedlichen Kriterien formten und die Künstler mit zum Teil völlig unterschiedlichen gesellschaftspolitischen Herausforderungen arbeiten mussten, sich aber immer in einer historisch kompakten geographischen Sphäre befanden, ist die Ausstellung in sogenannte "Territorien" gegliedert, die der Variabilität und den individuellen Spezifika der Kunstproduktion in diesen Jahrzehnten entsprechen. Anhand der für die Postmoderne typischen Tendenzen zur Figuration, Abstraktion, Geometrisierung und Pluralisierung treffen die jeweiligen Künstler aus Österreich und der Tschechoslowakei in einem inszenierten Dialog aufeinander, in dem die konkreten Phänomene, die sich in den vier Jahrzehnten des Kalten Krieges teils kontinuierlich, teils parallel, teils unterschiedlich entwickelt haben, beleuchtet werden.

Kaum ein Begriff kursiert in der Kunst der ersten Jahrzehnte des 21. Jahrhunderts so sehr wie der des "Postkolonialen". Er steht im zeitgenössischen Kunstbetrieb für den notwendigen Blick über den Tellerrand der emanzipierten Kunstzentren hinaus auf die Produktion in Ländern, die lange und opferreich um ihre Unabhängigkeit gekämpft haben. Der Begriff verführt aber dazu, das Problem aus der Perspektive der fatalen Kolonialpolitik des 19. Jahrhunderts in den außereuropäischen Regionen zu sehen. Das Problem ist jedoch viel komplexer und komplizierter. Auf dem Kunstmarkt, der nach Trends funktioniert, werden immer wieder Produktionen übersehen oder sogar bewusst ignoriert, nur weil sie nicht dem einen oder anderen Kanon entsprechen.

Die gegenseitige Wahrnehmung der drei Nachbarländer Österreich – Tschechien – Slowakei ist ein pars pro toto Beispiel dafür, wie eine solche Dynamik im kulturellen Austausch auf der Basis einer geopolitischen Trennung aussehen kann. Drei Jahrzehnte nach dem Fall des Eisernen Vorhangs und nach immer neuen Forschungs- und Institutionsprojekten zur Erkundung und Kontextualisierung der zentraleuropäischen Kunstregion bleibt das gegenseitige Bewusstsein über die jeweilige Positionierung der Kunst im Laufe des 20. Jahrhunderts sehr eingeschränkt.

Darum ist es wichtig, die eigene Komfortzone zu verlassen und sich auch auf unbekanntes Terrain zu begeben, denn erst dadurch wird ein viel breiteres Bild von Parallelentwicklungen, globaler Erscheinungen, aber auch Differenzen, ästhetischen Besonderheiten und anderen künstlerischen Phänomenen in der Kultur der bewegten Nachkriegszeit in Zentraleuropa sichtbar. Das umfangreiche Ausstellungsprojekt wurde in Zusammenarbeit mit tschechischen und slowakischen Institutionen und Privatsammlungen möglich.

https://www.museumliaunig.at/

Fotos: Museum Liaunig
 

Event