28.04.2025
Anlässlich des 80. Jahrestags der Wiedererrichtung der Republik Österreich hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Sonntag zum Staatsakt in die Hofburg geladen. Das Staatsoberhaupt würdigte in seiner Rede nicht nur den organisierten Widerstand während der Nazi-Diktatur, sondern auch den „Geist des Kompromisses“ zwischen zuvor verfeindeten politischen Gruppierungen.
„Der Puls unserer Heimat schlug wieder“, so der Bundespräsident zum 27. April 1945, an dem Österreich seine Unabhängigkeit erklärte. Aber auch während der Diktatur der Nationalsozialisten habe es Menschen gegeben, „in deren Herzen der Glaube an die Freiheit, an die Unabhängigkeit und an die Demokratie weiterlebte“. Van der Bellen nannte unter anderem die Widerstandsgruppe O5 und Personen wie etwa die Sozialdemokratin Antonia Bruha und den Priester Heinrich Maier.
Auch den „Geist der Lagerstraße“ beschwor der Bundespräsident, also die Versöhnung und Zusammenarbeit zwischen „vormals erbitterten politischen Gegnern“ wie Sozialdemokraten, Christlichsozialen und Kommunisten, die in den Nazi-Konzentrationslagern zusammengefunden hatten – „der schöne, manchmal in Verruf geratene, gute alte Kompromiss, das Finden einer gemeinsamen Lösung, getragen vom gegenseitigen Respekt“. Nur gemeinsames Handeln und gegenseitiger Respekt hielten Demokratie und Freiheit am Leben.
Dafür lasse sich eine Lehre für heute ableiten. „Auch in unseren Tagen ist es wichtig, mit Taten für das Richtige einzustehen. Aus dem reinen Kommentieren herauszukommen. Auch wenn es nicht unbedingt große Erfolgschancen geben mag.“ Dieser „österreichische Weg“ des Kompromisses habe letztlich Wohlstand und lange andauernden Frieden gebracht. Dieser sowie die europäische Integration stimmten zuversichtlich, „dass es uns gelingen wird, auch die aktuell anstehenden Probleme zu bewältigen“.
„Die Errichtung der Republik und der Wiederaufbau Österreichs nach den Schrecken des NS-Terrorregimes wären ohne einen gesamtstaatlichen Schulterschluss und den großen Einsatz der Bevölkerung nicht möglich gewesen“, sagte auch Vizekanzler Andreas Babler (SPÖ) bereits am Samstag. Ein starker Rechtsstaat, die Menschenrechte, der Respekt vor den Institutionen und ein solidarisches Miteinander müssten jeden Tag aufs Neue gestärkt werden.
Nach der Ansprache des Bundespräsidenten hielt Historiker Christopher Clark die Festrede, geladen waren auch Vertreterinnen und Vertreter der Bundesregierung. Den Abschluss des Programms bildete ein moderiertes Gespräch einer Schülerin und eines Zeitzeugen.
FOtos: HBF + Denes Erdos + APA/Roland Schlager