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Austrian Forum for Peace

03.07.2025

Austrian Forum for Peace: Europa zwischen transatlantischer Erosion und geopolitischer Neuorientierung

Stadtschlaining: Ein wichtiges Thema der Konferenz widmete sich den Auswirkungen des Endes der transatlantischen Führungsrolle der USA für Frieden - das Austrian Forum for Peace beschäftigte sich mit den transatlantischen Verschiebungen durch den Rückzug der USA von ihrer globalen Führungsrolle. In Podiumsdiskussionen reflektierten internationale Experten über Herausforderungen und neue Strategien in der Friedensforschung sowie Europas Umgang mit Russland und sicherheitspolitischen Dilemmata.

Transatlantischer Drift und Europas Suche nach neuer Verantwortung

Im Vormittagspanel unter dem Titel „Transatlantic Drift – Who Will Lead on Peace and Human Security?“ diskutierten führende Vertreter aus Forschung und Diplomatie über die gegenwärtige Rolle Europas in der globalen Friedenspolitik.

Wolfgang Petritsch, Präsident des Österreichischen Instituts für Internationale Politik (oiip), erinnerte an das historische Bild Europas als „schlafender Kontinent“ nach dem Zweiten Weltkrieg – ein Zustand, der nun endgültig der Vergangenheit angehöre. Die geopolitischen Spannungen an Europas Rändern sowie politische Umbrüche im Inneren deuteten auf eine fundamentale Zäsur hin. Die kulturellen Verschiebungen, unter anderem verbunden mit dem Aufstieg von Figuren wie Donald Trump, seien weniger Ursache als vielmehr Symptom eines tieferliegenden Wandels.

Der britische Friedensforscher Oliver P. Richmond kritisierte den Rückfall in überholte Denkmuster und sprach sich für ein neues konzeptionelles Denken jenseits staatlicher Kategorien aus. Theorien der Friedens- und Konfliktforschung würden den Weg weisen, um Themen wie globale, geschlechtsspezifische, historische, ökologische und rassistische Gerechtigkeit stärker ins Zentrum zu rücken. Zugleich hätten die USA durch ihr internationales Auftreten Vertrauen eingebüßt – auch im Hinblick auf zukünftige Partnerschaften.

Moderiert wurde die Diskussion von Irene Giner-Reichl, ehemaliger Ständiger Vertreterin Österreichs bei den Vereinten Nationen in Wien sowie früherer Botschafterin in China, der Mongolei, Brasilien und Suriname.

Öffentliche Diskussion: Neue Wege im Umgang mit Russland?

Am frühen Abend fand vor über 100 Besucher eine öffentliche Podiumsdiskussion unter dem Titel „Europa ohne Washington? Neue Strategien im Umgang mit Russland“ statt. Die lebhafte Debatte, moderiert von Damita Pressl, mit Heinz Gärtner (Universität Wien), Alexander Dubowy (Osteuropa-Analyst), Georg Häsler (NZZ) und der ehemaligen Außenministerin Ursula Plassnik zeigte unterschiedliche Einschätzungen zur Zukunft der europäischen Sicherheitspolitik, zum Umgang mit Russland und zur Rolle der Friedensarbeit.

Gärtner verwies im Hinblick auf neue Friedensinitiativen auf die historische Bedeutung der KSZE (Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa), die in den 1970er-Jahren entscheidend zur Unterstützung zivil-gesellschaftlicher Bewegungen im Ostblock beigetragen habe – etwa in der damaligen Tschechoslowakei.

Plassnik unterstrich mit Blick auf den Krieg in der Ukraine die Relevanz multilateraler Bemühungen. Als Beispiel nannte sie die 2024 von der Schweiz organisierte Hochrangige Konferenz zum Frieden in der Ukraine, an der zahlreiche Staats- und Regierungschefs teilnahmen und so versucht wurde, Russland an den Verhandlungstisch zu bringen. Sie betonte zu Österreichs Sicherheitspolitik, dass es hier um den effektiven Schutz der Bevölkerung, der demokratischen Institutionen und des Staatsgebiets gehe.

Desinformation und Frieden

Auch die hybride Kriegsführung Russlands in Europa – insbesondere durch gezielte Desinformation – wurde intensiv thematisiert. Dieses Thema steht im Mittelpunkt des heutigen Konferenztags (2. Juli): Vor dem traditionellen Burgfest wird bei freiem Eintritt die Dokumentation „How to Build a Truth Engine“ (Executive Producer: George Clooney) gezeigt. Im Anschluss steht Regisseur Friedrich Moser im Rahmen einer Diskussion für Fragen des Publikums zur Verfügung.


https://www.ac4p.at


Fotos: Austrian Forum of Peace
 

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